Das Material Ledger erfüllt grundsätzlich zwei unterschiedliche Zielsetzungen: das Führen paralleler Währungen/Bewertungen und die Istkostenrechnung. Was genau hinter diesen beiden Funktionen steckt und wie diese angewendet werden können, soll in der Serie zum ML erklärt werden. Nach der Einführung zum Thema mit der Erläuterung der parallelen Währungen/Bewertungen und der Istkostenkalkulation wird in diesem letzten Beitrag auf die Tabellenänderungen mit S/4HANA eingegangen und zum Ende ein Fazit gezogen.

Wie bereits erwähnt gibt es das Material Ledger schon einige Jahre lang. In dieser Serie wurde das ML unter S/4HANA erläutert, in diesem kleinen Abschnitt sollen jedoch noch die Unterschiede des ML vor und mit S/4HANA erklärt werden.

Vorerst werden dahingehend die Veränderungen im Datenmodell betrachtet: Hierbei wurden nur wenige Tabellen behalten und diese zudem gründlich aussortiert. In folgender Grafik werden die Tabellen im SAP ERP mit denen in S/4HANA verglichen.

Die neuen Tabellen MLDOC und MLDOCCCS werden durch regelmäßige Transaktionen und der Abrechnung der Istwerte aktualisiert. Die MLDOC speichert alle Material Ledger relevanten Informationen für gebuchte Positionen, jedoch mit Ausnahme der Kostenschichtung, welche in MLDDOCCCS, CKMLPRKEKO und CKMLPRKEPH gespeichert ist. Die ACDOCA speichert, wie bereits in den vorhergehenden Beiträgen der Serie erwähnt, im Bereich Material Ledger die Summensätze, Mengen und Werte. Die Zielsetzung dieser Veränderung der Tabellenstruktur liegt in der Minderung der Datenredundanzen und Datenkomplexität sowie der Erhöhung der Performance.

Neben diesen Änderungen der technischen Sicht, hat sich auch einiges für die Benutzer geändert. Die Materialpreisanalyse (TCode CKM3) und die Ist-Kalkulationsläufe (TCode CKMLCP und CKMLCPAVR) zählen hierbei zu den wichtigsten Neuerungen – hier wurden die Prozesse vereinfacht und verbessert.

In der CKM3 können nun auch im Preisermittlungsschema die Kosten in die einzelnen Kostenelemente (z.B. Rohstoffe, Hilfsstoffe, Fertigung, …) aufgeteilt werden. Die separate Sicht für die Schichtung fällt auf den ersten Blick weg, findet sich jedoch nun in der Sicht des Preisermittlungsschemas. Mit S/4HANA gibt es keine Unterteilung mehr in die ein- und mehrstufigen Differenzen – entsprechende Stufen (Stufe, Vorstufe) können nun über ein extra Feld ausgewählt werden.

In CKMLCP und CKMLCPAVR wird die Möglichkeit der Durchführung eines Material Ledger Abschlusses geboten. In der Verarbeitung gibt es einige Vereinfachungen: die Schritte „Einstufige und mehrstufige Preisermittlung“, „Verbrauchsumbewertung“ und „WIP Umbewertung“ wurden durch den neuen Schritt „Abrechnung“ zusammengefasst. Es gibt zudem einen neuen Filter für Leistungen über Leistungsarten und Kostenstellen und die Kostenanalyse kann deutlich flexibler über den Button „Ergebnisse“ durchgeführt werden. Für jedes Material ist jetzt auch deutlich besser erkenntlich, wohin dessen Differenzen verteilt wurden.

Weiterhin finden sich für die Benutzer nun die Embedded Analytics mit neuen Anwendungen und Berichten sowie verschiedene neue Apps. Diese bieten mithilfe der vereinfachten Datenmodelle neue Möglichkeiten, Materialmengen und Wertflüsse zu analysieren.

Fazit der ML-Serie

Wir hoffen, Ihnen in unserer Serie eine erste Übersicht über das komplexe Thema des Material Ledgers vermittelt haben zu können. Fest steht, dass das ML für Ihr Unternehmen einige Vorteile mit sich bringen kann. Dazu gehören beispielsweise:

  • Steigerung der Daten- und Zahlenqualität durch die Bestandführungen direkt im Hauptbuch
  • Statt in nur einer Währung kann die Materialbewertung in bis zu drei Währungen geführt werden
  • Die Materialbewertung wird hierbei weiterhin nach Standard (S-Preis) und/oder gleitender Durchschnittspreis (V-Preis bzw. GLD) unterstützt, ebenso wie die Alternativen FIFO/LIFO/ Niederwertprinzip
  • Durch die genaue Ermittlung der Ist-Kosten können periodische und mengenbezogene Nachbelastung der Bestände und Umsatzkosten entsprechend der periodischen Verrechnungspreise (Ist-Kosten) durchgeführt werden
  • Tiefgreifende Analysen und Berichte über verschiedene Ebenen bis hin zu den Arbeitsplätzen sind möglich

Das Material Ledger kann bereits als Vorprojekt zur vollständigen S/4HANA Transformation im SAP R/3 System aktiviert werden. Hierbei muss zuvor genau festgelegt werden, welche Währungen/Bewertungen verwendet werden sollen. Denn ist die Aktivierung und damit auch die Festlegung der Währungen einmal abgeschlossen, lässt sich dies nicht mehr ändern. Wenn die Komponente Istkalkulation/Material-Ledger genutzt werden soll, muss auch für Rohstoffe und Handelswaren die Standardpreissteuerung verwendet werden. Dadurch wird sichergestellt, dass sämtliche Abweichungen innerhalb der Produktion vollständig transparent bleiben. Unter diesen Bedingungen kann das ML jedoch bereits aktiviert werden und erleichtert dann auch die Gesamttransformation auf S/4HANA.

Da SAP die Wartung des ERP Systems bis 2027 einstellen möchte, empfehlen wir, sich frühzeitig mit den zugehörigen Themen zu beschäftigen. In unserem Blog finden sich viele weitere Beiträge zur Umstellung auf S/4HANA – schauen Sie dort vorbei! Und falls Sie mehr zum Thema Material Ledger erfahren möchten, kontaktieren Sie uns! Wir helfen gerne.