Mit dem Migrationstool „SAP S/4HANA Migration Cockpit“ soll die Migration von Daten in das S/4HANA System erleichtert werden. Dieses ist auch unter dem Transaktionsamen LTMC bekannt und ist der Nachfolger des LSMW (Tool für die Migration von einem non-SAP System in ein SAP System). Das Migration Cockpit gibt es bereits seit dem 1610er Release, aktuell steigt aber die Nachfrage, da immer mehr Firmen den Umstieg auf S/4HANA planen bzw. durchführen. Deshalb soll in diesem Beitrag eine Übersicht über das LTMC SAP S/4HANA Migration Cockpit gegeben werden.

 

Das Migration Cockpit hilft bei der Datenmigration

Bei einer Datenmigration werden Daten von einem System zu einem anderen verschoben. Üblicherweise wird diese automatisiert, denn die Alternative wäre die manuelle Eingabe.

 

Bei der Umstellung auf ein S/4HANA System gibt es grundlegend drei verschiedene Ansätze. Datenmigration kommt allerdings nur im Greenfield Ansatz zum Einsatz, das heißt man fängt auf dem neuen System „auf der grünen Wiese“ an (auch: „New Implementation“). Gerade hier bietet sich die seltene Möglichkeit, alle Daten des Altsystems systematisch zu kontrollieren, auszusortieren und anzureichern. Das heißt es sollten nur die relevanten Daten übernommen und, wenn sinnvoll, angereichert werden (Duplikate eliminieren, nicht mehr relevante Daten archivieren, wichtige Felder nachpflegen).

 

Der Prozess läuft in drei Schritten: Extract, Transform, Load (ETL-Prozess). Das heißt: Welche Daten werden wie aus dem Altsystem gezogen, wie werden diese dann überarbeitet, sodass sie in das neue System passen und wie werden sie schließlich in dieses geladen. Bei der Automatisierung und der Qualitätssicherung dieser Schritte hilft das Migration Cockpit LTMC.

 

 

Schritt für Schritt

Das SAP S/4HANA Migration Cockpit stellt also das Tool für die Datenmigration von einem non-SAP oder einem SAP System in ein S/4HANA System dar. Durch das Tool sind keine Eigenentwicklungen nötig, Strukturen der beiden Systeme werden gemappt, auch kundeneigene Objekte werden integriert. Das minimiert den Testaufwand sowie die Downtime und schafft eine überprüfbare Dokumentation („wer hat was wann gemacht“).

 

Im Migration Cockpit wird zu Beginn ein neues Migrationsprojekt angelegt und alle relevanten Datenobjekte aus einem oder mehreren Altsystemen (in den meisten Fällen ein SAP R/3 ECC System) extrahiert. Nicht mehr relevante Daten sollten hierbei archiviert werden. Im Anschluss werden die ausgewählten Objekte mittels Excel Objekt Templates, die man sich im Migration Cockpit herunterladen kann, validiert. Die Vorlagen entsprechen Migrationsobjekten wie etwa Materialdaten oder Preiskonditionen. Probleme werden direkt durch die Mapping-Tabellen gelistet. In dieser werden die ursprünglichen Werte den gewünschten Werten gegenübergestellt und der Benutzer muss entsprechende Anpassungen vornehmen.

 

Nachfolgend kann eine Simulation mit den Daten durchgeführt werden. War diese erfolgreich, wird der Import der Daten ins S/$HANA System angegangen. Dies erfolgt meist iterativ – es braucht oft mehrere Anläufe, bis alle gewünschten Daten auf dem neuen System vorhanden sind. Das Migration Cockpit führt hierbei den Anwender übersichtlich durch den Prozess und stellt entsprechende Dokumente und Informationen bereit.

 

Migration Object Modeler für benutzerdefinierte Objekte & Erweiterungen

Der Migration Object Modeler ist ein Teil des Migration Cockpits und findet Anwendung bei der Migration von benutzerdefinierten Objekten und Erweiterungen. Ebenfalls kann man spezifische Erweiterungen (z. B. Hinzufügen neuer Felder) für SAP-Standardobjekte, die mit dem SAP S/4HANA-Migrationscockpit ausgeliefert werden, hinzufügen oder neue benutzerdefinierte Objekte erstellen. Allerdings ist der Migration Object Modeler nur für On-Premise Systeme verfügbar.

 

Gestartet werden kann der Migration Objekt Modeler über die Transaktion LTMOM. Dort kann man das jeweilige Migrationsprojekt auswählen, in dem folgende Bereiche angezeigt werden:

  • Quellsystemstrukturen
  • Zielsystemstrukturen
  • Strukturmapping: beide Strukturlisten werden nebeneinander angezeigt und gemappte Strukturen werden durch „<<“ in den Strukturen markiert.
    Z.B.: „Customer Sales Data << General Data, Sales Data;“ bedeutet, dass die Quellstruktur „Customer Sales Data“ zu den Zielstrukturen „General Data“ und „Sales Data“ gemappt ist. Per Drag & Drop können Strukturen manuell gemappt werden.
  • Feldmapping: Felder der beiden Strukturen werden nebeneinander angezeigt. Ist ein Quellsystemfeld zu einem Zielsystemfeld gemappt, wird dieses grün angezeigt, ansonsten rot. Per Drag & Drop können Felder manuell gemappt werden.
  • Regeln: über sogenannte Regeln können Werte, die von Quellsystemfeldern in die Zielsystemfelder migriert werden, geändert werden. Hierbei gibt es  feldbasierte, ereignisbasierte und interne Regeln.
  • Übersetzungsobjekte definieren, wie bestimmte Felder in die Zielsystemfelder „übersetzt“ werden müssen.
    Z.B. steht im Übersetzungsobjekt „Land“, welches mit einer Regel verknüpft wird, dass „Germany“ zum Kürzel „DE“ wird.

 

Im Migration Modeler kann man außerdem noch ein Laufzeitobjekt generieren (Programme, um die Daten vom Quellsystem zu lesen und ins S/4HANA System zu laden, werden generiert). Er zeigt die Funktionsbausteine, die für den Transfer gebraucht werden, an und kann einen Syntax-Check durchführen.

 

Drei verschiedene Ansätze der Migration mit dem Migration Cockpit

Grundlegend gibt es bei der Migration mit dem Migration Cockpit drei verschiedene Ansätze: Migration über Dateien, über Stagingtabellen oder Direktübertragung vom vorherigen SAP System. Die folgende Tabelle zeigt eine kurze Übersicht unter Berücksichtigung verschiedenen Aspekte:

 

Mehr Infos zum Thema

Wer weitere und tiefgreifendere Informationen zum Thema haben möchte, kann die SAP eigene Präsentation des Migration Cockpits ansehen.

 

Fazit

Das S/4HANA Migration Cockpit ist in jedem S/4HANA System (Cloud und On-Premise) kostenlos verfügbar, der Migration Object Modeler allerdings nur für On-Premise Systeme. Mit Hilfe des Migration Cockpits (erreichbar über den Transaktionscode LTMC) werden die nötigen Daten zunächst aus dem Altsystem extrahiert, und ans neue System angepasst. Anschließend kann die Datenübrtragung simuliert und schließlich Daten in das S/4HANA System migriert werden. Der Migration Object Modeler ist ein Teil dieses Cockpits und ist für das Migrieren benutzerdefinierter Objekte und Erweiterungen wichtig.

 

Das Migration Cockpit ist ein sehr hilfreiches Tool beim Umstieg auf S/4HANA. Bei diesem Schritt bietet die Chance, Altdaten qualitativ aufzubereiten, da sich hier eine einfache und kostengünstige Möglichkeit dazu bietet. Es lohnt sich also, sich bereits vor dem eigentlichen Migrationsprozess damit auseinanderzusetzen.