Die Sulzer GmbH ist ein Prozess- und IT-Dienstleister mit Fokus auf Kunden aus den Branchen Automotive sowie Mobilität und befindet sich unter den Top 20 der größten IT-Beratungen in der Automotive Supply Branche. Hierbei deckt Sulzer als Full-Service-Anbieter den gesamten Software-Life-Cycle ab – von der Beratung über die Implementierung bis zur Wartung sowie dem Betrieb. Mittlerweile führt das Unternehmen über 900 Mitarbeiter. Neben SAP führt Sulzer auch diverse Projekte in anderen Technologien wie Angular, JAVA oder HOST durch. Durch die deutlichen Verbesserungen mittels S/4HANA im Automotive Bereich rückt die Technologie bei Sulzer allerdings immer mehr in den Mittelpunkt.

 

Unser heutiger Interviewpartner Wolfgang Stifter arbeitet seit mehreren Jahren bei Sulzer in der Geschäftsfeldleitung für Einkaufs- und Finanzprozesse und kann auf viel Erfahrung im Automotive Sektor zurückblicken. Mit seinem Team kümmert er sich bei seinen Kunden um IT Systeme und die Prozesse, die dort von den Einkäufern, Beschaffern, Controllern und Finanzlern genutzt werden.

 

Wie lautet Ihre generelle Sicht als Mitarbeiter eines angesehenen Unternehmens für Prozess- und IT-Beratung in der Automotive Branche auf eben diese? Und welche Herausforderungen kommen auf die Branche zu?

Herr Stifter: Die Automobilindustrie ist nach wie vor einer der zentralen Wirtschaftszweige in Deutschland, an dem auch sehr viele Arbeitsplätze hängen. In den letzten Jahren gab es in der Branche viele Herausforderungen. Dazu gehören der Wandel durch gesetzliche Anforderungen und dem öffentlichen Druck hin zu energie- und klimafreundlicheren Antriebstechnologien, das autonome Fahren, die Digitalisierung in sämtlichen Bereichen und vieles mehr – was dann natürlich zu großen Investitionen bei den OEMs führt. Generell muss sich die Branche hier auch neu positionieren: Vor allem die jüngere Generation im urbanen Bereich sieht das Auto nicht mehr als Statussymbol an. Hier müssen neue Konzepte für beispielsweise das Carsharing entstehen, um weiterhin attraktiv zu bleiben. Dazu kommen dann noch verschiedene Themen im IT-Umfeld wie die Standardisierung, das Arbeiten in der Cloud, Big Data und auch die Vernetzung von Daten.

 

An vielen Stellen bedarf es ebenfalls der Prozessoptimierung mit digitaler Unterstützung, auch in der Verwaltung. Hinzu kommen dabei auch noch strengere und steigende gesetzliche Anforderungen. Und dann steht bei den Unternehmen natürlich noch die Transformation im SAP von R/3 Automotive hin zu S/4HANA Automotive an, welche nicht unterschätzt werden darf.

 

Und wo sehen Sie Digitalisierungschancen im Umfeld der Automobilindustrie?

Herr Stifter: Das kommt auf den betrachteten Bereich an. Beim Auto selbst ist es, wie schon länger in Aussicht, das autonome Fahren aber auch sicherlich die Telematik, welche ebenfalls ein eigenes Geschäftsfeld unseres Unternehmens darstellt. Die Services rund um das Auto als solches sind noch weiter auszubauen, was bedeutet: Das Auto ist ein „Smartphone auf Rädern“ mit allen Diensten, die wir bereits kennen und darüber hinaus noch weiter auf Mobilität fokussiert.

 

In Bezug auf die Produktion gibt es die Digitalisierungschancen bei den Zulieferern und in den Unternehmen selbst. In den Unternehmen geht es dabei in Richtung digitaler Fabrik und dem Einsatz von weiteren Robotersystemen. Im Bereich der Verwaltung gibt es einige Aspekte wie den Einsatz von künstlicher Intelligenz zur Vereinfachung der Prozesse, den Austausch von Daten entlang der gesamten Lieferkette und den Aufbau homogener und durchgängiger  IT Systemlandschaften. In jedem dieser Gebiete wird sich der Anteil an benötigter IT weiter erhöhen (müssen).

 

Kommen wir nun mehr auf das Thema SAP im Automotive Umfeld zu sprechen. Das SAP-System gehört ebenfalls zu den von Sulzer angebotenen Technologien. Was sind die Ihrer Meinung nach ausschlaggebendsten Änderungen im Automotive Bereich in Bezug auf den Umstieg vom SAP R/3 System zum neuen S/4HANA System?

Herr Stifter: Hier sind natürlich, wie allgemein auch, die Fiori Technologie mit der Verbesserung der Usability und die HANA Technologie zu nennen. Durch HANA ändert sich das Datenmodell und dazu kommen Services wie Data Mining, OLAP Funktionen (Online Analytical Processing, Anm. d. Redaktion), oder Big Data und AI. Speziell im Automotive Bereich sind die beschleunigten Materialplanungsläufe mittels MRP Live zu nennen sowie die Realtime Analyse von großen Datenmengen, die vorher so nicht möglich waren und natürlich einen enormen Vorteil bringen.

 

Für uns bei Sulzer stellt S/4HANA ein strategisches Produkt dar. Aus meiner persönlichen Sicht bringt das System noch einiges an Geschwindigkeit mit und ist auch spannend für alle Umsysteme. Und gerade mit der SAP HANA Datenbank und deren Services rückt die Technologie bei uns noch mehr in den Mittelpunkt.

 

Mit dem S/4HANA System kommt auch die Fiori-Technologie im Automotive Umfeld. Inwiefern ändern sich hier die gewohnten Abläufe?

Herr Stifter: Wie vorhin schon erwähnt verbessert sich die Usability ausschlaggebend. Die Arbeit des Users mit dem SAP-System wird leichter. Durch den Einstieg über das durch Benutzerrollen personalisierte Launchpad wird dem Nutzer unmittelbar angezeigt, welche Aufgaben er wann, wo zu tun hat. Dabei findet der Benutzer noch weitere Unterstützung durch den SAP Co-Pilot. Die verschiedenen Rollen ersetzen hierbei auch die teils sehr unübersichtlichen Berechtigungen. Ebenfalls ist das Ausführen der Tätigkeiten selbst schneller geworden – statt sich Feld für Feld durch große Transaktionen durchzuarbeiten kann der Nutzer jetzt wesentlich schneller mit den Fiori Anwendungen arbeiten.

 

Das nimmt auch vielen Anwendern die Angst mit dem SAP System zu arbeiten und durch die generell intuitivere Bedienung ist der Bedarf an Schulungen auch nicht mehr so hoch. Dazu kommen neue Möglichkeiten wie z. B. die schnelle und intuitive Suche in Echtzeit. Final werden auch immer weitere Use Cases für die Anwendung von KI implementiert werden, wie z. B. beim Guided Buying im SAP Procurement.

 

Haben Sie schon praktische Erfahrungen mit der Fiori Technologie bei Kunden sammeln können? Und was waren hierbei ihre Erkenntnisse?

Herr Stifter: Ja, haben wir. Wir bei Sulzer arbeiten schon seit mehr als drei Jahren an der Entwicklung von SAP FIORI Apps gemeinsam mit unseren Kunden und haben hier sehr gute Erfahrungen gemacht. Besonders im Procurement Umfeld haben wir in letzter Zeit gemeinsam mit unseren Kunden diverse Apps zur Vereinfachung der Arbeitsprozesse der Einkäufer erstellt. Dadurch änderten sich die Abläufe für den Einkäufer komplett, da dieser über das Launchpad genau angezeigt bekommt, welche Tätigkeiten anstehen. Und auch die Handhabung der Apps ist viel einfacher als die Durchführung von kompletten Transaktionen – so lassen sich viele Apps auch einfach über das Handy durchführen.

 

Großteils haben wir aktuell sehr viele kundenspezifische Apps in der Entwicklung anstatt Erweiterungen der Standard Fiori Apps. Somit ist es möglich die detaillierten Anforderungen des Kunden abzubilden. Jedoch gibt es auch durchaus Standard-Apps, die den End-Usern einen hohen Mehrwert bringen.

 

Die Fiori Technologie bietet auch völlig neue Möglichkeiten mit S/4 embedded Analytics, dem Echtzeit-Analyse Tool von SAP – eingebettet ohne die Benötigung einer zusätzlichen Lizenz. Was lässt sich hier in Kombination herausholen?

Herr Stifter: Wie der Name schon sagt, stellt dieses Tool Analysen in Echtzeit bereit. Dies ist im Automotive Umfeld besonders bei den Beständen in den verschiedenen Werken relevant, das heißt, es können tagesaktuelle Lagerbestandsermittlungen durchgeführt werden. Ebenfalls stellt es aktuelle FI/CO Daten zur Verfügung. Das bietet enorme Vorteile und Möglichkeiten. Beispielsweise können durch die Standard Analysetools zu ausgewählten Sachverhalten Grafiken, Excel-Listen und weitere nützliche Dokumente erstellt werden.

 

Natürlich ersetzen Embedded Analytics nicht ein SAP BW System für strategische Auswertungen. Aber die mannigfaltigen Möglichkeiten lassen teilweise ein SAP BW System vergessen. Man darf dabei nicht außer Acht lassen, dass eine Embedded Analytics ohne die In-Memory Technologie von SAP HANA und die Spaltenspeicherung und deren Komprimierungstechnologien nicht möglich ist.

 

Welche praktischen Erfahrungen konnten Sie sonst während Projekten im Automotive SAP S/4 Umfeld bereits sammeln?

Herr Stifter: Einige, dazu sagen muss ich allerdings, dass unsere Kunden noch lange nicht flächendeckend S/4HANA nutzen. Sulzer hat aber zum Beispiel den Business Partner bei einem großen Automobilhersteller eingeführt – bedingt durch die Komplexität der Daten dauerte das Projekt ca. 6 Monate.  Damit wurde ein zentraler Stammdatenbereich geschaffen, vom dem aus die Daten in sämtliche andere SAP- und Non-SAP Systeme verteilt werden.

 

Durch Fiori Standard Apps aber auch durch kundenindividuelle Eigenentwicklungen konnten wir bei unseren Kunden die Usability für die Einkäufer und Beschaffer deutlich erhöhen. Der Großteil der Nutzer arbeitet auch mit den deutlich vereinfachten Fiori Apps an Stelle der klassischen Transaktionen, obwohl diese natürlich gerade noch für Power User immer noch von Relevanz sind.

 

S/4HANA Toolsuite für den reibungslosen Umstieg

Herrn Stifter haben wir ebenfalls unsere S/4HANA Toolsuite zukommen lassen und kurz erklärt. Diese Toolsuite ist ein gesamtheitlicher Ansatz aus mehreren Tools, die den Umstieg von einem bestehenden R/3 System auf ein aktuelles S/4HANA System unterstützen.

 

Um den Umstieg auf das S/4HANA System zusätzlich möglichst reibungslos umzusetzen, bieten sich auch schon jetzt Voranalysen und Vorprojekte an. Ebenfalls können die Unternehmen sich bereits mit der S/4HANA Roadmap for Automotive beschäftigen und diese auch personalisieren. Fest steht, dass sich die Unternehmen langsam, aber sicher mit der S/4HANA Einführung beschäftigen müssen.

 

Falls wir damit auch Ihr Interesse geweckt haben, besuchen sie uns gerne auf den jeweiligen Webseiten: Sulzer GmbH und ososoft. Kontaktieren Sie uns auch gerne bei Fragen, unsere Berater helfen Ihnen gerne!